Bild Umschlag
Bild Seite 1
«Beschleunigung», Holzgravur, 2015, 49.5 x 69.5 cm
Bild Seite 2
«Einsteins Violine», Holzgravur, 2015, 49.5 x 69.5 cm
Bild Seite 3
«Massenflucht der Strichmännchen», Holzgravur, 2015, 49.5 x 69.5 cm
Bild Seite 4
«Graziöse Triade», Holzgravur, 2015, 49.5 x 69.5 cm

Fred Bauer Panoptikum

 

Fred Bauers Werkzyklus Panoptikum ist über viele Jahre entstanden und zur umfangreichen Serie von nicht weniger als 138 Holzgravuren gewachsen. Bei diesen eigens für die Xylon Zeitschrift geschaffenen Blättern handelt es sich gleichsam um Uebersetzungen ausgewählter Drucke des Panoptikums ins grosse Format.

Exemplarisch spiegeln Fred Bauers Holzgravuren den Prozess des Gestaltens aus einer ungeordneten visuellen Fülle. Ausgangspunkt sind Telefonzeichnungen, ein Konvolut von etwa 2000 Zeichnungen, das sozusagen als Nebenprodukt entstanden ist. Das absichtslose gedankenverlorene Kritzeln während des Telefonierens, während des konzentrierten Hinhörens, gehörte und gehört wohl noch immer zum Alltag des Künstlers. Dabei verselbständigt sich die Bewegung der Hand, sie produziert Lineamente und Ornamente, kreisend oder in staccatoartigen Bewegungen, eine ecriture automatique, unbewusst und unkontrolliert aufs Blatt gesetzt. Gefühle und Gedankengänge fliessen ungefilltert in die Zeichnungen. Dieses visuelle Rohmaterial, Liniengewühl, Kreise, Kringel und Rechtecke hat Fred Bauer schliesslich einem interpretierenden Zugriff unterzogen – kleine Eingriffe nur – und die ungeordnete Vielfalt der gezeichneten Strukturen in inhaltlich lesbare Motive überführt. So etwa entstand aus den sich vielfach kreuzenden und überlagernden Liniengespinsten das Blatt Beschleunigung – ein Kommentar zu unserer Zeit. Einsteins Violine wölpt sich zum kosmischen Bogen. Graziöse Triade und Massenflucht der Strichmännchen: Fred Bauers Bild- und Titelfindungen überraschen immer wieder und berühren durch den feinsinnigen Humor.

 

Gabriele Lutz

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