Auftauchen und Verschwinden oder die Verwandlung eines Kosmos
Am Anfang war das schwarze Alles, unendlich ausgebreitet, ohne Zeit und Raum. Auch sein Schöpfer war schwarz – und darum nicht unterscheidbar von seiner Idee. Er wachte darüber, dass nichts sich veränderte und dieses perfekte Universum mit ihm eins blieb. In dieser unantastbaren Ewigkeit gab es nur einen Punkt, den er sich nicht gefügig gemacht hatte: die Kreativität. Sie wollte ihre Farbe wechseln, denn sie war nicht bereit, ihrem Urheber zu gleichen.
Eine kleine Unaufmerksamkeit von ihm – und schon wirft das Schwarz Wellen, blubbernd taucht aus dem nicht Fassbaren ein Wesen auf, das sich andeutungsweise selbst formt aus Licht. Überrascht, dass sein Erscheinen so reibungslos vor sich geht, verharrt das unbekannte Wesen eine Weile, denn die Zeit ist unerkannt mit ihm aufgetaucht. Sie verlangt ihren Tribut von ihm und gern übt er sich in der Kunst der Verwandlung. Sein Körper wird menschlich und verletzlich. Einen kurzen Traum des leichten Spiels schickt ihm die Kreativität, wie als Trost dafür, dass er bereits sich auflösen und wieder verschwinden muss, zugunsten eines neuen Menschen. Beide haben nicht Platz in diesem Experiment der Kreativität. Denn sie spürt, dass es ihr nun immer leichter fällt, ihre Geschöpfe zu formen, sie zu verwandeln, sie aber auch wieder aufzulösen.
Nun entdeckt sie den Raum. Ein glänzendes Wasser füllt die Lücke des Verschwundenen, ein Gefährt gleitet darüber und lässt den Blick zu einem unbekannten Horizont schweifen. Die Kreativität braucht nur mit den Augen zu zwinkern und schon entringt sich dem schwindenden schwarzen Universum ein neues Wesen. Da, eine unverhoffte Wendung – hat sie zu stark gezwinkert? Die Luft trocknet aus, das Land glüht weiss, jemand leidet unter Atemnot. Während Blätter und Hüllen fallen, löscht die gleissende Umgebung fast alles aus, behaupten kann sich hier nur noch der Wüstenhund, und er wird sich nehmen, was übrig bleibt.
Ein neuer Horizont tut sich auf, während das schwarze Universum gänzlich aufgesaugt wird. Seine Energie verwandelt sich in einen weissen Kosmos. Die einstigen Mitspieler sind an dessen Rand zu Traumtänzern geworden, um eine andere Vision der Welt verwirklichen. Und schon taucht wieder einer auf, schaut geblendet in die Schneelandschaft, die ihn noch nicht ausspucken will. Das ganze nun in Weiss und wieder von vorn …
Barbara Fatzer
siehe auch: | Helmut Wenczel |