solanum tuberosum animale

Ein Rhizom

In der künstlerischen Arbeit von Alix Stadtbäumer ist die Kartoffel ein häufig wiederkehrendes Motiv. Die wuchtige Knolle, die sich mit ihren verästelnden Trieben den Raum erobert und zum Licht drängt, kommt in ihren Scherenschnitten aber auch in plastischer Form, zum Beispiel als ein überdimensionionales, 4 Meter hohes, goldenes Knollenobjekt vor.
«solanum tuberosum animale» ist der Titel der vier abgebildeten Holzschnitte. Wie amöbenhafte Tierchen bevölkern die wuchernden Kartoffelkonglomerate mit ihren raumgreifenden Trieben die gedruckten Blätter. Die sichtbare, nicht planbare plastische Energie im Prozess des Wachsens ist ein starkes, positiv besetztes Bild. Bei der Kartoffel oder besser bei der Form ihres Wurzelstocks lässt sich der Begriff des Rhizoms assoziieren wie er in der Philosophie von Deleuze und Guattari verwendet wird, als Bild für eine unendlich wuchernde Verknüpfung von Ideen, Motiven und Geschichten auf unterschiedlichsten Ebenen. Dieses Bild des unkontrollierbar und kraftvoll vor sich hin wuchernden Wurzelstocks, der immer neue frische Triebe und Knollen hervorbringt, lässt sich auch lesen als eine schöne Metapher für Familie ebenso wie für eine antihierarchische Kommunikation – vielfältig und subversiv.

*Der Text bezieht sich auf ein Gespräch von Alix Stadtbäumer und Diana Ebster, abgedruckt im Katalog: Alix Stadtbäumer, Die Erde ist eine Kartoffel, 2011, erschienen im Vexer Verlag St. Gallen