Reduktion und Variation
Räume und ihre Rhythmen in der Abfolge von Vertikalen und Horizontalen zeigen die Holzdrucke von Jo Achermann. Die Formen sind aufs höchste reduziert, die Farben aufs subtilste ausdifferenziert. Balken, die als Binnenzeichnungen die Holzstruktur der Druckplatten wiedergeben, werden nebeneinander und übereinander gelegt, sie rahmen Abstände ein und geben den Farben den Halt einer strengen Ordnung.
Wenige Farben sind es, die der Künstler aufeinandertreffen lässt. Seine Reihung von Variationen zeigt ihre Voraussetzungen: Im vorgegebenen Rhythmus der Flächen soll die Farbe ihre Individualität entfalten, sich von einer zweiten abgrenzen, sich von ihr verändern lassen. In Serien von Drucken gibt Jo Achermann der Form alle Strenge, der Farbe jede Freiheit.
Das künstlerische Moment dieser Arbeiten ergibt sich aus dem Aufeinandertreffen und Zusammenspiel von Freiheit und Ordnung. Die Ästhetik der Nuancen durchbricht die Monotonie der Farben, die Variation dehnt die feste Regel der Form. Ausgelegt auf die Fragen nach Wirkung und Reaktion der Farben, geben diese Drucke im Feld der Kunst Aufschluss über Prozesse in einer Gesellschaft von Individuen – ohne dass der Künstler selbst darauf hinweist, ohne dass dieser Bezug eigens formuliert wird.
Jo Achermanns Holzdrucke bieten als Anschauung Reduktion und Raster und öffnen sich gleichzeitig einer differenzierten Wahrnehmung von Nuancen und Variation. Ihre kräftige sinnliche Gegenwart öffnet den Raum der Reflexion und weitet das Sichtbare auf sein Unsichtbares hin aus. Als eine Art von Zeichnung, im Zweidimensionalen und auf Papier, sind diese Drucke eine eigenständige Weiterung und Begleitspur des plastischen Schaffens von Jo Achermann.
Urs Bugmann
siehe auch: | Jo Achermann |
www.achermann.de |