couverture
«Schiff mit Gaukler», 1996
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«Zwei Jäger», 1993
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«Die Jagd», 1993
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«Jäger», 1996
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«Der Hausträger», 1996
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«Begegnung», 1996

Die Linolschnitte «Schiff mit Gaukler», «Hausträger», und «Begegnung» sind im wahrsten Sinne des Wortes einfühlsam und prägend. Die Andrucke entstanden auf der Radierpresse des Berliner Druckers René Rehfeldt. Die Kraft und Schwere der Presse hinterliessen Spuren eines Prägedfucks, die den Schwarzweiss-Bildern in die fühlbare dritte Dimension einer Hügellandschaft verhalfen. Was mehr oder weniger dem Zufall zu danken ist, setzt diesen Linolschnitten gewissermassen das i-Tüpfchelchen auf. (1)
Franz Anatol Wyss beherrscht vorzüglich die Verschmelzung der Dominanz von grossen Flächen und Formen mit dem Charisma der Schwarz-Weisslinientechnik. Er schöpft. aus dem von ihm geschaffenen Figuren- und Formenfundus. Dazu gehören: der Mann mit Hut, der Jongleur mit den schwingenden, fliegenden Armreifen, die Häuser, reduziert auf die Grundmauern, die verstrickenden Linien- und Nervenbündel in und um die Köpfe und den Artisten, der auf dem Rad balanciert.
Diese Gestalten erscheinen weder plakativ noch mit didaktischem Nachdruck. Bei aller Distanz vermitteln, sie das Gefühl irgendwann selbst in die Opfer- und Täter-Rolle zugleich zu schlüpfen. Keiner ist völlig frei davon: das Rad, das etwas ins Rollen bringt, kann auch soviel Eigendynamik entwickeln, dass man selbst oder andere unter die Räder kommen. Der Mann mit Hut - geschützt behütet - wird zum Hüter des Hauses, das er vor sich herträgt, oder später als dessen Entführer entlarvt.
Die Arrnreifen des Jongleurs fliegen scheinbar ziellos durch die Lüfte und kommen dann doch als Bumerang zurück. All diese Verstrickungen und Irrwege setzen sich in unseren Köpfen fest, fesseln unser Gewissen. Der Kampf mit sich selbst wird zum Liniengespenst, zum Drahtseilund Balanceakt im Alltagsdickicht.
Parallel dazu bleibt immer noch Platz zum Hoffen und Träumen - mit dem Schiff auf Sehnsuchtskurs, Haus und Leiter als Rettungsanker an Bord - auf und davon.
Die Wurzeln am Boden geben Halt, es liegt an jedem selbst sie nicht zu Fesseln erstarren zu lassen.
Der Künstler durchdringt in seinen Schwarz-Weiss-Bildern das menschliche Wesen mit seinen Höhen und Tiefen, lässt diese Abgründe deutlich werden. Gleichzeitig plädiert er für ein Höchstmass an Toloranz im täglichen Umgang miteinander.
Franz Anatol Wyss erfasst den Menschen in seinem Dualismus von Licht- und Schattenseiten mit einer ergreifenden Wahrhaftigkeit, die von grosser Zuneigung den Menschen gegenüber zeugt.
Wenn wir uns längst in Schweigen hüllen - seine Graphiken sprechen weiter.

(1) Die Auflage der Linolschnitte wird von Hugo Hoffmann, Berlin, gedruckt

 

Dr. Dagmar Wippler, Berlin, September 1996

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