Mein Arbeitsmaterial hole ich aus der mich umgebenden Wirklichkeit und meine Arbeitsweise ist vorwiegend eine thematische. Besonderes Interesse bringe ich dem Phänomen «Masse» entgegen. Nicht im physikalischen Sinne gemeint, sondern Masse bestehend aus der Summe gleicher oder ungleicher Einzelteile, die zusammengefügt zu überraschenden bildnerischen Aussagen führen können.
Das Mittel des Holzschnitts beinhaltet für mich einerseits die Möglichkeit der reduzierten und verdichteten Aussage, andererseits das Wagnis eines befristeten Experimentes; der Druckstock «gelingt» oder er ist unwiederbringlich verloren.
Das Wort «Holzschnitt», das den handwerklichen Umgang mit den verschiedensten Eisen suggeriert, trifft auf die wenigsten meiner Arbeiten zu. Korrekt müsste ich eigentlich von einem «Holzfrass» sprechen. Mein Werkzeug besteht aus einer kleinen, hochtourigen Maschine, die bestückt mit einer kegelförmigen Spitze aus Karborrundum, die Vertiefungen aus dem Druckstock «ausfräst». Es geht mir dabei um die schnelle, skizzenhafte Umsetzung einer Bildidee. Mit dem Schnitzeisen wäre dies weniger gut möglich. Durch die nicht ganz einfache Handhabung dieses Werkzeuges ergeben sich Zufälligkeiten in der Strichführung, was mich weiter nicht stört - im Gegenteil, der «Holzschnitt» erhält auf diese Weise eine von mir gewünschte Dynamik.
Die in dieser Mappe vorliegenden Arbeiten befassen sich mit der Welt des Engros- und Super-marktes. Dem Einstieg in diese Thematik war eine längere Arbeit in einem Engros-Markt vorausgegangen. «Vor Ort» untersuchte ich mit dem Mittel der Malerei die Gesetzmässigkeiten dieses Unternehmens. Meine Aufmerksamkeit galt insbesondere der genauen Beobachtung der Ordnungssysteme (Reihungen, Stapel, Auslegungen) und der Farbigkeiten der (Massen-) Artikel und Produkte. Auf diese Weise entstand ein grösseres «Bilddepot», weiches mir in der Folge als Rohmaterial für meine weitere Arbeit an diesem Thema zur Verfügung stand. Aus diesem Fundus heraus entstanden unter anderem Holzschnitte. Für die vorwiegend linearen Strukturen und die repetitiven Anordnungen von Artikeln und Produkten, die sich in Grossmärkten finden, bietet sich der Holzschnitt für deren bildnerische Umsetzung geradezu als ein ideales Medium an.
Max Bottini 1999
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