Starter Pack
Gabriela Jolowicz setzt zumeist flüchtige Szenen des aktuellen Alltagslebens in einem der ältesten und traditionsreichsten Bildmedien, dem Holzschnitt um. Neben Stilleben mit Laptop oder iPod finden sich vor allem dichte genrehafte Szenen großstädtischen Lebens und Interieurs im Musik- oder Billardclub. Der reale dreidimensionale Lebensraum und unmittelbar erlebte Situationen werden im zweidimensionalen Holzschnitt unter Beschränkung auf schwarzweiße Technik festgehalten. Fragmentiert und kaleidoskopartig friert Jolowicz ein bereits verblassendes Nachbild der Realität ein.
Neben eine realistisch anmutende Darstellungsweise treten verfremdende Elemente. Die Nüchternheit der Szenen wird aufgebrochen durch die Einstreuung von Bildvorlagen und eigenwilligen Bildfindungen. Großer Detailreichtum und eine ausgeprägte Strukturvielfalt führen zu einer unübersichtlichen, irritierenden Gleichzeitigkeit der Formen. Steigerung finden die in teils äußerst filigranen, teils in kruden Schnitten umgesetzten Strukturen durch einen spielerischen Umgang mit Größenverhältnissen und durch perspektivische Verzerrungen, sie funktionieren als dekoratives grafisches Muster oder Tiefenraum suggerierendes Element. Herbert Eichhorn (Städtisches Kunstmuseum Spendhaus Reutlingen) spricht in diesem Zusammenhang von «einem wahren Horror Vacui und einer Lust am Aufbrechen der Oberfläche des Holzes» und verweist zugleich auf die bewusste Bezugnahme der Künstlerin auf die Geschichte des druckgrafischen Mediums.
Emmanuel Post
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